Stilmittel

Stilmittel

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Die fünf wichtigsten Stilmittel

Wie alle anderen Elemente eines Gedichts, dienen auch Stilmittel dazu, Form und Inhalt der Aussage zu einer Einheit zu vereinigen.

Darüber hinaus steigern sie die ästhetische Wirkung eines Textes und verleihen ihm ein individuelles Profil, drücken ihm gleichsam den Stempel des Dichters auf.

Aber das für die Interpretation entscheidende ist, herauszustellen, warum der Dichter genau an dieser Stelle genau dieses Stilmittel verwendet.

Auch hier sind Pauschalaussagen zu vermeiden. Wichtig ist, das Stilmittel zu erkennen, die Definition zu kennen, und auf den Kontext anzuwenden.

5. Alliteration

Definition: Wiederholung des gleichen Anlauts bei aufeinanderfolgenden Wörtern.
Beispiel: „Zwei Segel sich schwellend“ (Conrad Ferdinand Meyer, Zwei Segel)
Anmerkung: Hieran lässt sich gut zeigen, dass tatsächlich der Klang entscheidet. Zwar wird „schwellend“ am Wortanfang auch mit einem s geschrieben, doch ist es Teil des sch-Lautes, somit nicht der gleiche Anlaut.
Wirkung: Die Alliteration ist äußerst leicht zu erkennen, verfügt aber auch nur über geringe Aussagekraft. Durch den Gleichklang steigert sie den harmonischen Eindruck.
Abgrenzung: Oft wird der Begriff Stabreim mit Alliteration gleichgesetzt. Bisweilen wird aber auch genauer unterschieden, sodass bei einer echten Alliteration keine anderen Wörter die Reihe unterbrechen dürfen. (Wie immer, mit Lehrkraft abklären.)

4. Rhetorische Frage

Definition: 1. Eine Behauptung oder Aufforderung ist als Frage formuliert. Folglich wird
eine Antwort nicht erwartet. 2. An den Leser gerichtete, scheinbare Frage.
Beispiel: „Wem sagst du das?“
Anmerkung: Zwar erscheint sie häufiger in Sachtexten, naturgemäß in Reden, wo dieses Stilmittel den Hörer in eine bestimmte Richtung lenken soll. Aber auch in Gedichten verstärkt sie die Aussage.

3. Inversion

Definition: Umkehrung der geläufigen Wortstellung im Satz.
Beispiel: „Deines Wipfelmeers gewaltig Rauschen“ (Conrad Ferdinand Meyer, „Jetzt rede du!“)
Anmerkung: Diese Umstellung von Wörtern ist typisch für Gedichte, besitzt meist aber wenig Aussagekraft, da durch die Inversion bloß das Metrum eingehalten werden soll.
Dennoch stellt sie eine Abweichung vom normalen Sprachgebrauch dar und wirkt dadurch auf den Leser, der im Lesefluss gehemmt wird. Die Aussage wird somit verstärkt.

2. Symbol

Definition: 1. Zeichen, woran man etwas erkennt. 2. Bildkräftiges Zeichen, das über sich selbst hinaus auf einen abstrakteren Bereich verweist.
Beispiele: Ring als Symbol für Treue, Rose als Symbol für Schönheit, Herz als Symbol für Liebe
Anmerkung: Auch Farben können als Sinnbild etwas darstellen, aber besonders hier muss der Kontext beachtet werden. So steht Rot in einem Liebesgedicht natürlich für Liebe, in einem politischen Text aber für Kommunismus und Krieg.

1. Metapher

Definition: „Übertragung“ 1. Begriffe aus unterschiedlichen Seins- oder Vorstellungsbereichen werden zu einer Einheit verbunden, wodurch eine neue, übertragene Bedeutung entsteht. 2. Verkürzter Vergleich ohne die Partikel „wie“.
Beispiele: „Das Licht der Wahrheit“; umformuliert als Vergleich: „Wahrheit leuchtet so hell wie Licht“;
„Der Flug der Gedanken“; umformuliert als Vergleich: „Gedanken bewegen sich so schnell und ungebunden durch die Luft wie etwa Vögel“
Hinweis: metaphorisch heißt „in übertragener Bedeutung“ und wird besonders oft in der amerikanischen Standardsprache verwendet („metaphorically“)
Anmerkung: Fast kein Gedicht kommt ohne eine Metapher aus, zumal es zahlreiche Sonderformen gibt.

1.1 Personifikation

Definition: „Vermenschlichung“ Abstrakte Begriffe, Gegenstände, Naturerscheinungen treten als Sprecher und / oder handelnde Figuren auf.
Beispiel: „Gelassen stieg die Nacht an Land“ (Eduard Mörike, „Um Mitternacht“)

1.2 Synästhesie

Definition: „Zusammenwahrnehmung“ 1. Vermischung von Sinneseindrücken. 2. Eigenschaftsbezeichnungen aus einem Bereich der sinnlichen Wahrnehmung (sehen, hören, riechen, schmecken, fühlen) werden in einen anderen übertragen.
Beispiel: „Süße (riechen / schmecken) wohlbekannte Düfte (riechen), streifen (fühlen) ahnungsvoll das Land“ (Eduard Mörike, „Er ist’s“)

1.3 Chiffre

Definition: chiffriert „verschlüsselt“ 1. Verrätseltes Symbol, das nicht auf einer allgemeingültigen Entsprechung zwischen dem sprachlichen Ausdruck und seiner Bedeutung beruht.
2. Sprachliche Bilder, die keinen erkennbaren Bezug zur Wirklichkeit haben. Sie können nur aus dem Textzusammenhang heraus entschlüsselt werden.
3. Absolute Metapher
Beispiel: „Schwarze Milch der Frühe“ (Paul Celan, „Todesfuge“)

1.4 Hyperbel

Definition: Starke Übertreibung in vergrößerndem oder verkleinerndem Sinn.
Beispiele: „blitzschnell“; umformuliert als Vergleich: „schnell wie ein Blitz“;
„Scheckentempo“; umformuliert als Vergleich: „langsam wie eine Schnecke“
Anmerkung: Die Hyperbel kann als Sonderform der Metapher aufgefasst werden, da sie einen verkürzten Vergleich beinhaltet.

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